Der Flug des Falken (German Edition) by Kiesling Dominik

Der Flug des Falken (German Edition) by Kiesling Dominik

Autor:Kiesling, Dominik [Kiesling, Dominik]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi, azw3
veröffentlicht: 2014-10-23T22:00:00+00:00


Der anbrechende Tag war nebelverhangen. Mit jeder Meile, die sie bergab in das ausgetrocknete Seebecken ritten, wurde der Untergrund dunkler und bald schon sonderte das faulige Gras einen unangenehmen Geruch ab. Die Pferde wurden unruhig und selbst bei den unerschütterlichen Soldaten der Königswache meinte Sian eine Veränderung zu spüren. Die Männer wirkten zunehmend rastlos und ihre Blicke schweiften fahrig durch die Gegend. Manch einer von ihnen zuckte gelegentlich schreckhaft zusammen, als würde die Furcht selbst nach seinem Herzen greifen. Außer Lucern spürte keiner der anderen Priester etwas von dem, was Mann und Tier so sehr verängstigten und auch der Elb und die Zwerge schienen nichts dergleichen zu spüren. Hillgrimm meckerte über den Nebel und Borodon Zweifaust beklagte, dass es zu langsam vorwärts ging.

Sian, der langsam ein Gespür dafür bekam, welche Ausmaße dieser See einst gehabt haben musste, konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, welches Wesen eine solche Macht besaß, um dieses Gewässer einfach verschwinden zu lassen. Bislang hatte er angenommen, es könne sich dabei nur um einen besonders mächtigen Krieger des Lichts gehandelt haben, aber inzwischen erschien ihm das äußerst unwahrscheinlich. Selbst eine Gruppe mächtiger Priester wäre zu diesem Kunststück nicht in der Lage gewesen.

Wie in den beiden Umläufen zuvor, begegneten sie auch an diesem Tag keinem einzigen Tier, nicht einmal Vögel waren am Himmel zu sehen. Einfach jede Form von Leben schien diesen Landstrich zu meiden und selbst das Feuer wollte sich an diesem Abend kaum entfachen lassen. Es war, als würde die Erde darunter die Flammen auffressen und so mussten sie ständig Wind zufächern, um es am Leben zu erhalten. Sobald die Nacht hereinbrach kehrte auch der Nebel zurück und alle gaben die Bemühungen um das Feuer auf und verschwanden in ihren Zelten. Selbst Siltor hatte an diesem Abend keine Lust im Freien zu schlafen und ließ sich von den Soldaten eine Unterkunft errichten.

Am nächsten Morgen wurden sie erneut von Nebel begrüßt. Die Schwaden waren so dicht, dass sie abwarten mussten, bis sie sich zum Mittag hin etwas lichteten. Der Weg führte an diesem Tag steiler bergab als zuvor und der Untergrund wurde schlammig und stank inzwischen so sehr, dass die Männer Stofffetzen vor dem Mund trugen, um den Geruch ertragen zu können. Immer wieder scheuten vereinzelt Pferde. Am Mittag warf eines seinen Reiter aus dem Sattel und musste wieder eingefangen werden, ehe der Tross weiterziehen konnten. Auch die Soldaten wurden immer unruhiger und beinahe ebenso ängstlich wie Lucern, der sich immer wieder hektisch nach allen Seiten umblickte. Sian und die anderen Priester sprachen den Männern Mut zu und schließlich war es vermutlich Nordanells Führungsvermögen und der Disziplin seiner Soldaten zu verdanken, dass diese den Priester weiterhin folgten. Von den beiden Kundschaftern fehlte nach wie vor jede Spur und langsam bezweifelte Sian, dass sie die Männer jemals wieder sehen würden.

Am späten Nachmittag kehrte der Nebel zurück und wurde so dicht, dass man kaum noch die Hand vor Augen sehen konnte. Da ein Weiterreiten unter diesen Bedingungen unmöglich war, ließ Nordanell schließlich anhalten und die Soldaten das Lager aufschlagen.



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